Open Access ist in aller Munde, doch was genau ist das eigentlich? Wir haben dazu dem Open Science Beauftragten der Universität Jochen Schirrwagen, der in der Universitätsbibliothek in verschiedenen Projekten zu Open-Access-Infrastrukturen und als Referent für Projektkoordination und Innovationsmanagement tätig ist, ein paar Fragen gestellt.
Was heißt eigentlich Open Access?
Open Access meint den freien Zugang zu qualitätsgesichertem wissenschaftlichen Wissen, d.h. wissenschaftlicher Literatur, aber auch Forschungsdaten, im Internet. Der Zugang soll dabei möglichst ohne finanzielle, technische und rechtliche Barrieren gestaltet und die Inhalte nutz- und nachnutzbar sein.
Die Anwendung und Umsetzung des Open-Access-Prinzips resultiert zum einen aus den Möglichkeiten des digitalen Publizierens im 21. Jahrhundert, zum anderen als Antwort auf immer höhere Subskriptionskosten für Zeitschriftenpublikationen. Ohne Open Access wären viele wissenschaftliche Zeitschriften an der Universität nicht mehr verfügbar bzw. müssten aufwendig z.B. über die Fernleihe bestellt werden.
Was für Vorteile hat Open Access?
Durch Open Access wird wissenschaftliche Kommunikation weltweit ohne Bezahlschranken befördert und die Nachnutzbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse sichergestellt. Open-Access-Publikationen durchlaufen in der Regel die gleichen Qualitätssicherungsprozesse (Peer Review), wie nicht frei zugängliche Publikationen. Aber darüber hinaus haben sie das Potential, Forschungsprozesse zu beschleunigen, wie sich unter anderem in den letzten Jahren durch die Forschung und Publikation zu COVID-19 gezeigt hat. Allgemein erfahren Open-Access Publikationen eine erhöhte Sichtbarkeit und werden häufiger zitiert.
Open Access hat aber nicht nur Vorteile, sondern stellt Verlage, Bibliotheken und Forschungsförderer auch vor große Herausforderungen, insbesondere was die Finanzierung von Open-Access-Publikationen anbelangt. Die Aufwände im Zusammenhang mit Einreichung, Begutachtung, Lektorierung, Veröffentlichung und Indexierung in Datenbanken bleiben, aber die Finanzierungsmodelle ändern sich. Während früher Erwerbungsetats von Bibliotheken für Kauf oder Abonnement von Literatur verwendet wurden, werden diese Mittel zunehmend für Publikationsfonds umgewidmet.
Wie finde ich Open Access Publikationen?
Es gibt eine ganze Reihe wissenschaftlicher Suchmaschinen und Zitationsdatenbanken, die Open Access Publikationen kenntlich machen und nach denen gefiltert werden kann. Beispiele nichtkommerzieller Art sind die Bielefeld Academic Search Engine, die auch im Katalog.plus! der UB integriert ist, und heute über 316 Millionen Dokumente, davon ca. 60% im Open Access umfasst. Eine etwas andere innovative Form der Publikationssuche erlaubt der Dienst Open Knowledge Maps, der statt Trefferlisten Wissenskarten generiert. Speziell für wissenschaftliche Bücher sei auf das Directory of Open Access Books hingewiesen. Aber auch kommerzielle Datenbanken, wie Web Of Science, unterstützen die gezielte Suche nach Open Access Publikationen.
Warum sollte ich Open Access veröffentlichen?
Wichtig ist zunächst, einen vertrauenswürdigen Publikationsort (Repositorium, Verlag, Zeitschrift) zu finden, der möglichst zum eigenen Fach passt und in der eigenen Fachcommunity etabliert ist. Veröffentlichen Sie im Open Access, ist ihre Publikation weltweit zugänglich ohne, wie bereits erwähnt, finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren. Ihre Publikation hat das Potential, häufiger rezipiert und zitiert zu werden als vergleichbare Publikationen hinter einer Bezahlschranke. Veröffentlichen Sie in einem Verlag, so ist es wichtig darauf zu achten, dass Sie im Veröffentlichungsvertrag immer nur ein einfaches Nutzungsrecht abtreten. Dadurch bleibt gewährleistet, dass Sie weiterhin über die Verwertung ihrer Publikation bestimmen und sie auch an anderen Orten veröffentlichen und nachnutzen dürfen. Für die Suche nach einem geeigneten Publikationsort unterstützt Sie zum Beispiel der oa.finder.
Was macht die Universitätsbibliothek Bielefeld um Open Access zu fördern?
Die Universitätsbibliothek unterstützt Open Access vollumfänglich für Leser*innen wie Autor*innen. Bereits seit 2003 betreibt sie ein Repositorium zur Zweitveröffentlichung bzw. Selbstarchivierung von Publikationen und Hochschulschriften. Die UB entwickelt und betreibt seit 2004 die wissenschaftliche Suchmaschine BASE. Über den Publikationsfonds gibt sie finanzielle Unterstützung für Autor*innen, die in Gold Open Access Zeitschriften oder eine Open-Access-Monographie in einem Verlag veröffentlichen möchten. Sie beteiligt sich an mehreren sogenannten Open-Access-Transformationsverträgen, wodurch der lesende Zugriff im Open Access möglich wird und Autor*innen kostenfrei in daran beteiligten Zeitschriften publizieren können. Von besonderer Bedeutung sind dabei die DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley und Springer in den letzten Jahren. Der Support Publikationsdienste ist erste Anlaufstelle für Fragen und Anregungen um das Open-Access-Publizieren. Darüber hinaus beteiligt sich die Universitätsbibliothek an einer Reihe nationaler und internationaler Initiativen, die sich für Open Access engagieren, darunter das vom BMBF geförderte Projekt open-access.network.
Gerade auch für Studierende und Doktoranden ist das Seminar Open Minds for Open Science zu empfehlen, dass die vielen Facetten offener Wissenschaft, darunter Open Access vorstellt und diskutiert.
Abschließend möchte ich auf unsere Webseite zum Thema verweisen, die einen Überblick über die vielfältigen Open-Access-Aktivitäten der Bibliothek und Universität gibt.
Wir bedanken uns für das Gespräch!