Wir praktizierten noch einmal den Atavismus
des Nachtlagers, trampelten Gras nieder, Hunde,
die sich instinktiv um sich selbst drehen, mehrfach,
bevor sie sich in ihr Körbchen legen.
Wie Hunde, die sich um die eigene Achse drehen, bevor sie (vielleicht) im Körbchen ihren Platz finden, sucht sich in Marion Poschmanns Gedicht „Starterkits I“ (Nimbus, Suhrkamp 2020) ein erinnertes, sich erinnerndes Wir einen Ort „in den verlassenen Straßen“, zwischen Stadt und Land. Ein anderer Hund bei Poschmann ist groß und schwarz, er legt sich auf Füße und Herz der Erzählerin der Hundenovelle (Frankfurter Verlagsanstalt 2008) und ist dort tiefste Schwermut, Melancholie und Depression. Zwischen Natur und Stadt, Einsamkeit, Traurigkeit und leiser Freude, zwischen Ungeduld und der ruhigen, genauen Beobachtung, zwischen Naturgedicht und Dinggedicht bewegen sich die Texte Marion Poschmanns, aus denen sie am 15. Juni 2022, 18 Uhr, in der Universitätsbibliothek (Universitätshauptgebäude / U0, Zugang über den Bibliothekseingang U1) lesen wird. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Seminare Deutschsprachige Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart und „Die ganze Menschheit riecht nach Stiefelwichs!“ – Narrative von Hund und Mensch statt. Der Eintritt ist frei.
Marion Poschmann ist eine deutsche Lyrikerin und Schriftstellerin und erhielt zahlreiche Preise und Stipendien. Für ihren Roman Die Kieferninsel (Suhrkamp Verlag), der auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und des Man Booker International Prize stand, erhielt sie 2018 den Klopstock-Preis für neue Literatur. Ihren Debütroman Baden bei Gewitter veröffentlichte sie 2002 in der Frankfurter Verlagsanstalt. 2021 erschien beim Berliner Verbrecherverlag der Essay Laubwerk, in dem sie poetisch über das Verhältnis zu Laub und Bäumen nachdenkt. Der Essay wurde mit dem Wortmeldungen-Literaturpreis ausgezeichnet.
Eine Veranstaltung des Studienfachs Literaturwissenschaft in Kooperation mit der Universitätsbibliothek.