5 Fragen an den Open Science Beauftragten der Universität zu Open Access

Open Access ist in aller Munde, doch was genau ist das eigentlich? Wir haben dazu dem Open Science Beauftragten der Universität Jochen Schirrwagen, der in der Universitätsbibliothek in verschiedenen Projekten zu Open-Access-Infrastrukturen und als Referent für Projektkoordination und Innovationsmanagement tätig ist, ein paar Fragen gestellt.

Was heißt eigentlich Open Access?

Open Access meint den freien Zugang zu qualitätsgesichertem wissenschaftlichen Wissen, d.h. wissenschaftlicher Literatur, aber auch Forschungsdaten, im Internet. Der Zugang soll dabei möglichst ohne finanzielle, technische und rechtliche Barrieren gestaltet und die Inhalte nutz- und nachnutzbar sein.
Die Anwendung und Umsetzung des Open-Access-Prinzips resultiert zum einen aus den Möglichkeiten des digitalen Publizierens im 21. Jahrhundert, zum anderen als Antwort auf immer höhere Subskriptionskosten für Zeitschriftenpublikationen. Ohne Open Access wären viele wissenschaftliche Zeitschriften an der Universität nicht mehr verfügbar bzw. müssten aufwendig z.B. über die Fernleihe bestellt werden.

Was für Vorteile hat Open Access?

Durch Open Access wird wissenschaftliche Kommunikation weltweit ohne Bezahlschranken befördert und die Nachnutzbarkeit wissenschaftlicher Ergebnisse sichergestellt. Open-Access-Publikationen durchlaufen in der Regel die gleichen Qualitätssicherungsprozesse (Peer Review), wie nicht frei zugängliche Publikationen. Aber darüber hinaus haben sie das Potential, Forschungsprozesse zu beschleunigen, wie sich unter anderem in den letzten Jahren durch die Forschung und Publikation zu  COVID-19 gezeigt hat. Allgemein erfahren Open-Access Publikationen eine erhöhte Sichtbarkeit und werden häufiger zitiert.
Open Access hat aber nicht nur Vorteile, sondern stellt Verlage, Bibliotheken und Forschungsförderer auch vor große Herausforderungen, insbesondere was die Finanzierung von Open-Access-Publikationen anbelangt. Die Aufwände im Zusammenhang mit Einreichung, Begutachtung, Lektorierung, Veröffentlichung und Indexierung in Datenbanken bleiben, aber die Finanzierungsmodelle ändern sich. Während früher Erwerbungsetats von Bibliotheken für Kauf oder Abonnement von Literatur verwendet wurden, werden diese Mittel zunehmend für Publikationsfonds umgewidmet.

Wie finde ich Open Access Publikationen?

Es gibt eine ganze Reihe wissenschaftlicher Suchmaschinen und Zitationsdatenbanken, die Open Access Publikationen kenntlich machen und nach denen gefiltert werden kann. Beispiele nichtkommerzieller Art sind die Bielefeld Academic Search Engine, die auch im Katalog.plus! der UB integriert ist, und heute über 316 Millionen Dokumente, davon ca. 60% im Open Access umfasst. Eine etwas andere innovative Form der Publikationssuche erlaubt der Dienst Open Knowledge Maps, der statt Trefferlisten Wissenskarten generiert. Speziell für wissenschaftliche Bücher sei auf das Directory of Open Access Books hingewiesen. Aber auch kommerzielle Datenbanken, wie Web Of Science, unterstützen die gezielte Suche nach Open Access Publikationen.

Warum sollte ich Open Access veröffentlichen?

Wichtig ist zunächst, einen vertrauenswürdigen Publikationsort (Repositorium, Verlag, Zeitschrift) zu finden, der möglichst zum eigenen Fach passt und in der eigenen Fachcommunity etabliert ist. Veröffentlichen Sie im Open Access, ist ihre Publikation weltweit zugänglich ohne, wie bereits erwähnt, finanzielle, technische oder rechtliche Barrieren. Ihre Publikation hat das Potential, häufiger rezipiert und zitiert zu werden als vergleichbare Publikationen hinter einer Bezahlschranke. Veröffentlichen Sie in einem Verlag, so ist es wichtig darauf zu achten, dass Sie im Veröffentlichungsvertrag immer nur ein einfaches Nutzungsrecht abtreten. Dadurch bleibt gewährleistet, dass Sie weiterhin über die Verwertung ihrer Publikation bestimmen und sie auch an anderen Orten veröffentlichen und nachnutzen dürfen. Für die Suche nach einem geeigneten Publikationsort unterstützt Sie zum Beispiel der oa.finder.

Was macht die Universitätsbibliothek Bielefeld um Open Access zu fördern?

Die Universitätsbibliothek unterstützt Open Access vollumfänglich für Leser*innen wie Autor*innen. Bereits seit 2003 betreibt sie ein Repositorium zur Zweitveröffentlichung bzw. Selbstarchivierung von Publikationen und Hochschulschriften. Die UB entwickelt und betreibt seit 2004 die wissenschaftliche Suchmaschine BASE. Über den Publikationsfonds gibt sie finanzielle Unterstützung für Autor*innen, die in Gold Open Access Zeitschriften oder eine Open-Access-Monographie in einem Verlag veröffentlichen möchten. Sie beteiligt sich an mehreren sogenannten Open-Access-Transformationsverträgen, wodurch der lesende Zugriff im Open Access möglich wird und Autor*innen kostenfrei in daran beteiligten Zeitschriften publizieren können. Von besonderer Bedeutung sind dabei die DEAL-Verträge mit den Verlagen Wiley und Springer in den letzten Jahren. Der Support Publikationsdienste ist erste Anlaufstelle für Fragen und Anregungen um das Open-Access-Publizieren. Darüber hinaus beteiligt sich die Universitätsbibliothek an einer Reihe nationaler und internationaler Initiativen, die sich für Open Access engagieren, darunter das vom BMBF geförderte Projekt open-access.network.
Gerade auch für Studierende und Doktoranden ist das Seminar Open Minds for Open Science zu empfehlen, dass die vielen Facetten offener Wissenschaft, darunter Open Access vorstellt und diskutiert.
Abschließend möchte ich auf unsere Webseite zum Thema verweisen, die einen Überblick über die vielfältigen Open-Access-Aktivitäten der Bibliothek und Universität gibt.

Wir bedanken uns für das Gespräch!

Im Experteninterview: Ein Jahr Bibliothek im Gebäude X – Fragen an Barbara Knorn, leitende Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek Bielefeld

Seit Mai 2014 befinden sich 5 Fachbibliotheken der Universitätsbibliothek Bielefeld im Gebäude X.

Seit Mai 2014 befinden sich die Fachbibliotheken Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie, Theologie, Kunst, Geowissenschaften und Frauen- und Geschlechterforschung im Gebäude X.

Frau Knorn, seit etwas mehr als einem Jahr hat die Universitätsbibliothek zwei Standorte: das Universitätshauptgebäude und das Gebäude X. Was hat sich seitdem für die Nutzerinnen und Nutzer geändert?

Genaugenommen hat die Universitätsbibliothek drei Standorte: das Universitätshauptgebäude, das Gebäude X und die Bibliothek im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF).

Universitätshauptgebäude und Gebäude X – das hat sich nicht geändert:

  • Die räumliche Nähe der Fachbibliotheken zu ihren Fakultäten. Dadurch ist sichergestellt, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Studierenden „ihre Literatur“ immer in greifbarer Nähe haben.
  • Die Freihandaufstellung von etwa 95% aller Bücher und Zeitschriften in den Lesesälen der Bibliothek.
  • Die Öffnungszeiten der Bibliothek: montags bis freitags bis 1 Uhr nachts, an Wochenenden bis 22 Uhr.
  • Die standortunabhängige Rückgabe der entliehenen Medien: alle Medien können sowohl im Universitätshauptgebäude als auch im Gebäude X zurückgegeben werden.

Das hat sich geändert:

  • Bücher aus dem Universitätshauptgebäude können nur im Universitätshauptgebäude, Bücher aus dem Gebäude X nur im Gebäude X ausgeliehen werden. Deshalb ist im Katalog.plus! zu jedem Titel ein Lageplan abrufbar, der genau anzeigt, in welchem Gebäude und in welchem Bauteil das gewünschte Medium aufgestellt ist.
  • Mit Beginn des Jahres hat die Bibliothek ein neues Servicekonzept umgesetzt, das einheitliche Servicezeiten in allen Fachbibliotheken durch das Bibliothekspersonal montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr gewährleistet. Die Servicezeit der Zentralen Leihstelle wurde mit Einführung des neuen Konzeptes verlängert. Nach 18 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen ist die Ausleihe und Rückgabe von Medien nur an den Selbstverbuchern in der Bibliothek möglich.

Mehr als 600.000 Bücher und sonstige Medien sind in der Bibliothek im Gebäude X aufgestellt.

In den Fachbibliotheken im Gebäude X sind mehr als 600.000 Bücher und sonstige Medien frei zugänglich aufgestellt. Der Bestandsaufbau erfolgt in enger Abstimmung mit den Fakultäten.

Durch das Gebäude X bedient die Bibliothek nun einen Standort mehr. Haben sich dadurch interne Arbeitsabläufe in der Bibliothek geändert? Müssen Sie jetzt mehr Bücher kaufen und mehr Personal einstellen?

Die Bibliothek hat Stellen abgeben müssen. Diese Stellenabgaben und die baulichen Veränderungen durch die Modernisierung des Universitätshauptgebäudes waren der Hintergrund für das neue Servicekonzept der Bibliothek. Den Nutzerinnen und Nutzern einen bestmöglichen Service anzubieten, ist für uns immer die oberste Prämisse.

Die Bibliothek hat ihren Bestandsaufbau schon immer in enger Abstimmung mit den Fakultäten durchgeführt und an den besonderen Bedürfnissen von Forschung und Lehre ausgerichtet. Daran hat sich durch den Umzug einiger Fachbibliotheken ins Gebäude X nichts geändert, denn die räumliche Nähe der Fakultäten zu „ihren“ Fachbibliotheken ist ja weiterhin gegeben.

Lizenzierte E-Books und E-Journals sind im Katalog.plus! verzeichnet. In der Bibliothek können sie an jedem PC ohne persönliches Login genutzt werden.

Die lizenzierten elektronischen Angebote der Bibliothek können in den Fachbibliotheken an jedem PC ohne persönliches Login genutzt werden. Lehrende und Studierende der Universität Bielefeld können diese Dienste auch extern mit dem VPN-Client des Hochschulrechenzentrums nutzen.

Welche Bedeutung haben die elektronischen Dienstleistungen der Bibliothek vor dem Hintergrund mehrerer Standorte?

Elektronische Dienstleistungen spielen seit jeher eine ganz wichtige Rolle im Leistungsspektrum der Bibliothek. In manchen Bereichen hat die Universitätsbibliothek da sogar Pionierarbeit geleistet.

Dies sind nur einige Beispiele für elektronische Dienstleistungen der Bibliothek:

  • Der kontinuierliche Ausbau von lizenzierten E-Books und E-Journals.
  • Der konsequente Nachweis von wissenschaftlichen Internetquellen durch die Suchmaschine BASE und der besondere Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Open-Access-Dokumenten.
  • Der Katalog.plus! mit dem integrierten EBSCO Discovery Service „Artikel und mehr“, der viele tausend wissenschaftliche Zeitschriftenartikel online im Volltext zur Verfügung stellt.
  • Die Fachdatenbanken, die in Fachportalen, alphabetisch oder auch nach Zugriffsrechten sortiert, angeboten werden.
  • Die elektronische Auskunft per E-Mail oder im Live-Chat.
  • Die virtuellen Online-Schulungen oder die virtuelle Bibliotheksführung.
  • Das Literaturverwaltungsprogramm Citavi mit Support und Schulungen.

Die besonders möblierten "Lernorte" befinden sich nur im Universitätshauptgebäude

Die als „Lernorte“ bezeichneten offenen Diskussionsbereiche in den Lesesälen der Bibliothek befinden sich nur im Universitätshauptgebäude.

In der Bibliothek im Gebäude X ist alles neu und modern eingerichtet. Konnten Sie feststellen, dass die Nutzerinnen und Nutzer lieber dorthin gehen, um zu lernen und zu arbeiten?

In der Bibliothek im Gebäude X sind etwa 350 Arbeitsplätze. Aber diese Zahl reicht bei Weitem nicht aus, um dem großen Bedarf der Studierenden gerecht zu werden. Insgesamt gibt es in der Bibliothek (Universitätshauptgebäude und Gebäude X) 2.050 Benutzerarbeitsplätze.

Besonders attraktiv im Gebäude X sind natürlich die Diskussionsräume mit Tageslicht und die Arbeitsplätze in den Lesesälen, die alle über Stromanschlüsse und individuelle Beleuchtung verfügen.

Die sogenannten „Lernorte“, das sind besonders möblierte, offene Diskussionsbereiche in den Lesesälen der Fachbibliotheken, gibt es aber nur im Universitätshauptgebäude.

Wir haben ca. 30.000 Besucherinnen und Besucher pro Woche insgesamt (Gebäude X und Universitätshauptgebäude). – Für mich zeigt dies, dass elektronische und physische Bibliothek sich ergänzen. Eine rein virtuelle Bibliothek würde den Anforderungen einer modernen Hochschulbibliothek nicht genügen oder anders ausgedrückt: Arbeitsplätze und Lernorte sowie gedruckte Bücher und Zeitschriften sind auch im Jahr 2015 noch wichtig.

Gebäude X und UHG

Eine Bibliothek – zwei Standorte. Die Universitätsbibliothek befindet sich im Universitätshauptgebäude (Bild, rechts) und im Gebäude X (Bild, links) jeweils in der ersten Etage.

Stehen alle Dienstleistungen der Bibliothek im Gebäude X genauso zur Verfügung wie im Universitätshauptgebäude oder gibt es Services, die nur an einem der beiden Standorte angeboten werden?

Die Dienstleistungen vom Informationszentrum (Beratung, Schulung, Sonderlesesaalbetreuung u.a.) und der Zentralen Leihstelle (Ausgabe von Bibliotheksausweisen, Entlastungsvermerke vor der Exmatrikulation, Abholung von über Fernleihe bestellten Medien, Gebührenverwaltung und Annahme der Meldungen von Schlüsselverlusten) werden nur im Universitätshauptgebäude angeboten.

Passwortanfragen können nur im Informationszentrum der Bibliothek und in der Zentralen Leihstelle beantwortet werden.

Fachauskünfte durch die Fachreferentinnen und Fachreferenten sowie die Dienstleistungen der Fachbibliotheken werden sowohl im Universitätshauptgebäude als auch im Gebäude X angeboten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Kontakt: Barbara Knorn

BAUstelle persönlich

Die Universität Bielefeld informiert in ihrem Bauportal aktuell und anschaulich über laufende Bauprojekte der Universität und über die Planungen zur Modernisierung des Universitätshauptgebäudes (UHG). In der Rubrik BAUstelle persönlich werden Menschen nach ihrem ganz persönlichen Bezug zu den aktuellen Baumaßnahmen befragt.

Im Mai 2013 erfolgte an dieser Stelle ein Interview mit Dr. Sabine Rahmsdorf, der Baubeauftragten der Universitätsbibliothek. Das Interview führte Norma Langohr.