Im Experteninterview: Ein Jahr Bibliothek im Gebäude X – Fragen an Barbara Knorn, leitende Bibliotheksdirektorin der Universitätsbibliothek Bielefeld

Seit Mai 2014 befinden sich 5 Fachbibliotheken der Universitätsbibliothek Bielefeld im Gebäude X.

Seit Mai 2014 befinden sich die Fachbibliotheken Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie, Theologie, Kunst, Geowissenschaften und Frauen- und Geschlechterforschung im Gebäude X.

Frau Knorn, seit etwas mehr als einem Jahr hat die Universitätsbibliothek zwei Standorte: das Universitätshauptgebäude und das Gebäude X. Was hat sich seitdem für die Nutzerinnen und Nutzer geändert?

Genaugenommen hat die Universitätsbibliothek drei Standorte: das Universitätshauptgebäude, das Gebäude X und die Bibliothek im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF).

Universitätshauptgebäude und Gebäude X – das hat sich nicht geändert:

  • Die räumliche Nähe der Fachbibliotheken zu ihren Fakultäten. Dadurch ist sichergestellt, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Studierenden „ihre Literatur“ immer in greifbarer Nähe haben.
  • Die Freihandaufstellung von etwa 95% aller Bücher und Zeitschriften in den Lesesälen der Bibliothek.
  • Die Öffnungszeiten der Bibliothek: montags bis freitags bis 1 Uhr nachts, an Wochenenden bis 22 Uhr.
  • Die standortunabhängige Rückgabe der entliehenen Medien: alle Medien können sowohl im Universitätshauptgebäude als auch im Gebäude X zurückgegeben werden.

Das hat sich geändert:

  • Bücher aus dem Universitätshauptgebäude können nur im Universitätshauptgebäude, Bücher aus dem Gebäude X nur im Gebäude X ausgeliehen werden. Deshalb ist im Katalog.plus! zu jedem Titel ein Lageplan abrufbar, der genau anzeigt, in welchem Gebäude und in welchem Bauteil das gewünschte Medium aufgestellt ist.
  • Mit Beginn des Jahres hat die Bibliothek ein neues Servicekonzept umgesetzt, das einheitliche Servicezeiten in allen Fachbibliotheken durch das Bibliothekspersonal montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr gewährleistet. Die Servicezeit der Zentralen Leihstelle wurde mit Einführung des neuen Konzeptes verlängert. Nach 18 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen ist die Ausleihe und Rückgabe von Medien nur an den Selbstverbuchern in der Bibliothek möglich.
Mehr als 600.000 Bücher und sonstige Medien sind in der Bibliothek im Gebäude X aufgestellt.

In den Fachbibliotheken im Gebäude X sind mehr als 600.000 Bücher und sonstige Medien frei zugänglich aufgestellt. Der Bestandsaufbau erfolgt in enger Abstimmung mit den Fakultäten.

Durch das Gebäude X bedient die Bibliothek nun einen Standort mehr. Haben sich dadurch interne Arbeitsabläufe in der Bibliothek geändert? Müssen Sie jetzt mehr Bücher kaufen und mehr Personal einstellen?

Die Bibliothek hat Stellen abgeben müssen. Diese Stellenabgaben und die baulichen Veränderungen durch die Modernisierung des Universitätshauptgebäudes waren der Hintergrund für das neue Servicekonzept der Bibliothek. Den Nutzerinnen und Nutzern einen bestmöglichen Service anzubieten, ist für uns immer die oberste Prämisse.

Die Bibliothek hat ihren Bestandsaufbau schon immer in enger Abstimmung mit den Fakultäten durchgeführt und an den besonderen Bedürfnissen von Forschung und Lehre ausgerichtet. Daran hat sich durch den Umzug einiger Fachbibliotheken ins Gebäude X nichts geändert, denn die räumliche Nähe der Fakultäten zu „ihren“ Fachbibliotheken ist ja weiterhin gegeben.

Lizenzierte E-Books und E-Journals sind im Katalog.plus! verzeichnet. In der Bibliothek können sie an jedem PC ohne persönliches Login genutzt werden.

Die lizenzierten elektronischen Angebote der Bibliothek können in den Fachbibliotheken an jedem PC ohne persönliches Login genutzt werden. Lehrende und Studierende der Universität Bielefeld können diese Dienste auch extern mit dem VPN-Client des Hochschulrechenzentrums nutzen.

Welche Bedeutung haben die elektronischen Dienstleistungen der Bibliothek vor dem Hintergrund mehrerer Standorte?

Elektronische Dienstleistungen spielen seit jeher eine ganz wichtige Rolle im Leistungsspektrum der Bibliothek. In manchen Bereichen hat die Universitätsbibliothek da sogar Pionierarbeit geleistet.

Dies sind nur einige Beispiele für elektronische Dienstleistungen der Bibliothek:

  • Der kontinuierliche Ausbau von lizenzierten E-Books und E-Journals.
  • Der konsequente Nachweis von wissenschaftlichen Internetquellen durch die Suchmaschine BASE und der besondere Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Open-Access-Dokumenten.
  • Der Katalog.plus! mit dem integrierten EBSCO Discovery Service „Artikel und mehr“, der viele tausend wissenschaftliche Zeitschriftenartikel online im Volltext zur Verfügung stellt.
  • Die Fachdatenbanken, die in Fachportalen, alphabetisch oder auch nach Zugriffsrechten sortiert, angeboten werden.
  • Die elektronische Auskunft per E-Mail oder im Live-Chat.
  • Die virtuellen Online-Schulungen oder die virtuelle Bibliotheksführung.
  • Das Literaturverwaltungsprogramm Citavi mit Support und Schulungen.
Die besonders möblierten "Lernorte" befinden sich nur im Universitätshauptgebäude

Die als „Lernorte“ bezeichneten offenen Diskussionsbereiche in den Lesesälen der Bibliothek befinden sich nur im Universitätshauptgebäude.

In der Bibliothek im Gebäude X ist alles neu und modern eingerichtet. Konnten Sie feststellen, dass die Nutzerinnen und Nutzer lieber dorthin gehen, um zu lernen und zu arbeiten?

In der Bibliothek im Gebäude X sind etwa 350 Arbeitsplätze. Aber diese Zahl reicht bei Weitem nicht aus, um dem großen Bedarf der Studierenden gerecht zu werden. Insgesamt gibt es in der Bibliothek (Universitätshauptgebäude und Gebäude X) 2.050 Benutzerarbeitsplätze.

Besonders attraktiv im Gebäude X sind natürlich die Diskussionsräume mit Tageslicht und die Arbeitsplätze in den Lesesälen, die alle über Stromanschlüsse und individuelle Beleuchtung verfügen.

Die sogenannten „Lernorte“, das sind besonders möblierte, offene Diskussionsbereiche in den Lesesälen der Fachbibliotheken, gibt es aber nur im Universitätshauptgebäude.

Wir haben ca. 30.000 Besucherinnen und Besucher pro Woche insgesamt (Gebäude X und Universitätshauptgebäude). – Für mich zeigt dies, dass elektronische und physische Bibliothek sich ergänzen. Eine rein virtuelle Bibliothek würde den Anforderungen einer modernen Hochschulbibliothek nicht genügen oder anders ausgedrückt: Arbeitsplätze und Lernorte sowie gedruckte Bücher und Zeitschriften sind auch im Jahr 2015 noch wichtig.

Gebäude X und UHG

Eine Bibliothek – zwei Standorte. Die Universitätsbibliothek befindet sich im Universitätshauptgebäude (Bild, rechts) und im Gebäude X (Bild, links) jeweils in der ersten Etage.

Stehen alle Dienstleistungen der Bibliothek im Gebäude X genauso zur Verfügung wie im Universitätshauptgebäude oder gibt es Services, die nur an einem der beiden Standorte angeboten werden?

Die Dienstleistungen vom Informationszentrum (Beratung, Schulung, Sonderlesesaalbetreuung u.a.) und der Zentralen Leihstelle (Ausgabe von Bibliotheksausweisen, Entlastungsvermerke vor der Exmatrikulation, Abholung von über Fernleihe bestellten Medien, Gebührenverwaltung und Annahme der Meldungen von Schlüsselverlusten) werden nur im Universitätshauptgebäude angeboten.

Passwortanfragen können nur im Informationszentrum der Bibliothek und in der Zentralen Leihstelle beantwortet werden.

Fachauskünfte durch die Fachreferentinnen und Fachreferenten sowie die Dienstleistungen der Fachbibliotheken werden sowohl im Universitätshauptgebäude als auch im Gebäude X angeboten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Kontakt: Barbara Knorn